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20                                  AKTUELLE ORM INFORMATION
       HEISSER  ORM FIGHT BEI RALLYE  WEIZ






       In einem unfassbaren Sekundenkrimi setz-
       te sich der Oberösterreicher Julian Wag-
       ner gegen den dreifachen Weiz-Sieger Her-
       mann Neubauer durch und feierte seinen
       ersten Sieg in der Oststeiermark / Mehr als
       30.000 Zuschauer sahen eine tolle Premi-
       ere als Europameisterschaftslauf der FIA.
       Mit insgesamt 108 Startern, 33 in der Histori-
       schen Europameisterschaft und 75 in der öster-
       reichischen Staatsmeisterschaft, begann die Ral-
       lye Weiz 2019.
       An einem turbulenten ersten Tag sorgte Dreifach-
       sieger Hermann Neubauer vorerst für relativ klare
       Verhältnisse. Mit fünf SP-Bestzeiten auf den ersten
       sechs Prüfungen baute der Ex-Staatsmeister im Ford
       Fiesta R5 bis zum späten Abend einen Polster von
       17,2 Sekunden zwischen sich und seinem schärfsten
       Verfolger, dem in der aktuellen Meisterschaft füh-
       renden Julian Wagner (Skoda Fabia R5) auf und ging
       mit diesem in die „Halbzeit“-Pause. Dass der erste
       Arbeitstag in Weiz etwas länger dauerte, lag leider   an den Verfolger. Den Rundkurs in Naas bewältig- seiner sehr guten Leistung. Offensichtlich hat er we-
       auch an zwei Unfällen, die jeweils einen Hubschrau-  te Julian Wagner um 2,4 Sekunden flinker als Her- niger Fehler gemacht als ich. Aber ich habe mir zwei
       ber-Einsatz nach sich zogen.        mann Neubauer, und schon war der insgesamt vierte  schwere Fehler erlaubt, die man sich einfach nicht
       Gleich mit einer Schrecksekunde begann für den   Wechsel an der Spitze Realität – Differenz zwischen  leisten kann, wenn man gewinnen will. Heute in der
                                           Wagner und Neubauer 0,4 Sekunden! Und der Jung- Früh und jetzt auf der letzten SP, als ich wegen einem
       Dominator aus Salzburg jedoch der zweite Tag. Gen-  spund aus Mauthausen legte gleich nach, holte sich  Zuschauer gegengelenkt habe und dadurch rausge-
       augenommen waren es ja 18 Schrecksekunden, denn   auch die Prüfung Fladnitz, diesmal mit 1,3 Sekun- rutscht bin. Aber das soll keine Ausrede sein. Julian
       so viel Zeit kostete ihn eine Unachtsamkeit gleich   den Vorsprung. Bevor also der Naaser Rundkurs  ist wie gesagt super gefahren, und ich glaube, dass ich
       in der Früh auf der Sonderprüfung Thannhausen I.   und Fladnitz als Rallye-Abschluss noch einmal auf  auf der letzten Prüfung die dreieinhalb Sekunden, die
       Hermann Neubauer ritt kurz aus, touchierte einen   dem Programm standen, hatte Julian Wagner seinen  ich gebraucht hätte, sowieso nicht aufgeholt hätte.“
       Strohballen, wurde zurück auf die Strecke, jedoch   zwei-Sekunden-Rückstand von zu Mittag in einen
       dort gegen einen Zaun geschleudert und konnte sein   Zwei-Sekunden-Vorteil verwandelt. Der sogar noch   Dritter Günther Knobloch: „Ich bin super happy mit
       Auto nur mit Glück und Können wieder unter Kont-  größer wurde, als Wagner auch die vorletzte Übung   dem dritten Platz. Vor allem deshalb, weil wir gese-
       rolle bringen.  Ein Präsent, das Verfolger Julian Wag-  besser meisterte als Neubauer. Vor der allerletzten   hen haben, dass wir von den Zeiten her wieder nä-
       ner im Skoda Fabia R5 dankbar annahm. Er kam feh-  Sonderprüfung, 9,5 Kilometer in Fladnitz, wo es   her an die Spitze heran und von hinten weiter weg-
       lerfrei durch den Wertungsabschnitt und machte so   auch noch um die Powerstage-Zusatzpunkte für die   gekommen sind. Wir sind erst seit vier Rallyes dabei
       seinen Rückstand vom Vortag nahezu gänzlich wett.   ersten Drei ging, waren die Nerven der nationalen   und das ist unser dritter Podestplatz, das liegt weit
       Und als der Oberösterreicher auch noch die nächste   Weizer Hauptdarsteller 2019 zum Zerreißen ge-  über unseren Erwartungen. Daran, das Tempo der
       Prüfung am Gollersattel knapp für sich entschied,   spannt – 3,5 Sekunden musste Neubauer auf Wag-  beiden Spitzenleute mitzugehen, habe ich kein einzi-
       war damit sogar der überraschende Führungswech-  ner aufholen, um hier seinen vierten Sieg feiern zu   ges Mal gedacht. Man muss schon sagen, dass Julian
       sel vollzogen, wenngleich dieser nur 2,5 Sekunden   können . . . aber dieser Jubel blieb ihm verwehrt. Das   hier eine fantastische Leistung abgeliefert hat. Er und
       an Vorsprung ausmachte. Zu wenig, wie sich zeigte.   volle Risiko, zu dem ihn ein entfesselter Julian Wag-  Hermann sind da schon noch eine Stufe über uns.“
       Denn schon eine Prüfung später schlug Neubauer   ner zwang, wurde nicht belohnt. Hermann Neubau-
       zurück, absolvierte Thannhausen II um 3,3 Sekun-  er rutschte kurz ins Out und kam um 13,2 Sekunden   11. RALLYE WEIZ / STEIERMARK
       den schneller als Wagner und übernahm mit 0,8 Se-  später ins Ziel als Julian Wagner, und dieser wieder-  Endstand nach 14 Sonderprüfungen:
       kunden Guthaben seinerseits wieder die Spitze. Ein   um beende nicht nur eine Siegesserie, sondern einen
       Zehntelsekundenkrimi, der Zehntausende Fans an   in allen Belangen historischen Sekundenkrimi in der   1. Julian Wagner/Katharina Stein
       den Strecken von ihren nicht vorhandenen Sesseln   Geschichte der elfjährigen Rallye Weiz..  Škoda Fabia R5  1:32:58,5
       riss, war spätestens  jetzt  eröffnet.  Doch  dem  war                   2. Hermann Neubauer/Christina Ettel
       noch nicht genug: SP 10 Gollersattel II: Nach den   Als sicherer Dritter hat sich abseits der beiden   Ford Fiesta R5   +16,7
       12,7 Kilometern lagen zwischen Sieger Neubauer   Hauptdarsteller der Steirer Günther Knobloch (Sko-  3. Günther Knobloch/Jürgen Rausch
       und dem Zweitem Wagner nur 1,2 Sekunden. Womit   da Fabia R5) etabliert. Dieser stand nach einem zu-  Škoda Fabia R5  +1:57,4
       Neubauer mit lediglich zwei Sekunden Vorsprung in   nächst harten Kampf mit Rok Turk, der schließlich
       die Mittagspause ging und die Fahrer und Fans nicht   mit einem wilden Abflug des Slowenen endete, ei-  4. Ondrej Bisaha/Petr Tesinsky   +2:56,9
       nur von den Temperaturen her ein brennend heißer   gentlich nie in Frage. Knobloch genügte eine abge-  Ford Fiesta R5
       Nachmittag erwartete.               klärte Leistung, um den dritten Podestplatz in sei-  5. Johannes Keferböck/Ilka Minor  +4:19,9
       Gleich vorweg: Kein einziger wurde enttäuscht,   nem vierten Lauf souverän abzusichern.  Škoda Fabia R5
       denn der Wahnsinn ging weiter. SP 11 ging wieder   Sieger Julian Wagner: „Ich bin wirklich überglück-  6. Gernot Zeiringer/ B. Marina Stampfl  +5:13,0
                                           lich, dass es mir hier bei Hermanns Lieblingsrallye   Škoda Fabia S2000
                                           gelungen ist, vor ihm zu sein. Das war ein rundum   7. Kevin Raith/Christoph Wögerer
                                           perfektes Wochenende. Ich habe gestern mit einem   Peugeot 208 T16 R5  +6:14,4
                                           gröberen Fehler angefangen, aber heute ist es einfach
                                           super  gelaufen.  Mein  Teamchef  Raimund  Baum-  8. H. Gassner Jun./Ursula Mayrhofer  +8:18,0
                                           schlager hat mich großartig mit Tipps versorgt, und   Toyota GT86 R3
                                           ich habe echt wieder viel gelernt. Im Trockenen sind   9. Dani Fischer/Zoltan Buna
                                           wir wirklich schon gut bei der Musik dabei, im Nas-  Škoda Fabia R5   +8:22,1
                                           sen hab‘ ich noch zu viel Respekt. Es freut mich, dass   10. Roman Mühlberger/Katja Totschnig
                                           es nicht nur für uns hier superspannend war, son-  Mitsubishi Lancer Evo VI  +10:19,1
                                           dern auch für das großartige Publikum.“
                                           Zweiter Hermann Neubauer: „Ich gratuliere Julian zu
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