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10 ARC 2017
AvD-Niederbayern-Rallye
Der Ausgangspunkt für den vor-
letzten ARC-Lauf war hervor- die Zeltners jedenfalls nur auf Platz 3 hinter ver Runderneuerung für den BMW E36, den € 2,50
ragend: 10 % mehr Teilnehmer ARC-Titelverteidiger Dani Fischer (Subaru Fahrer und den bayerischen Co Bernd Meindl)
gesamt und 42 % der Teams Impreza 555), 18 Sekunden hinter Koch. Die mit Platz 20 gesamt einen Achtungserfolg.
hatten mindestens einen Öster- Wende wurde eingeläutet, als Koch am Sams- Gerold Neumayr (Escort Cosworth) fuhr sei-
reicher im Auto. Leider gab’s tag Vormittag in SP 4 seine erste Schikanen- ne erste größere Rallye seit gut 15 Jahren und
Missstimmung. Und das hatte strafe erhielt. Zeltner baute nun seine Führung kam deshalb über Platz 23 nicht hinaus. Für
seine Ursache in den 20 Schika- Schritt für Schritt aus, verlor diese jedoch in ihn ging’s aber vor allem um Punkte in der
nen, der Handhabung der Stra- SP 8 wieder, weil er selbst eine Schikane be- Oberlandrunde, so wie für die Tiroler Brü-
fen und der Auswertung. schädigt hatte. Koch ging mit 8,8 Sekunden der Gründauer, die überhaupt zum erstenmal
Vorsprung in die 22,7 Kilometer lange dritt- bei einer größeren Rallye am Start standen.
letzte SP und kassierte dort eine zweite Schi- Gummis einer neuen japanischen Rennreifen-
Gottfried Kogler, der selbst zu Beginn der 2. kanenstrafe, die aber drei Stunden später im marke, die sie zum Probieren erhalten hatten,
Etappe mit Elektronikproblemen im zweiten Moment des Zieleinlaufs noch immer nicht waren ein Griff ins sprichwörtliche Klo; alte
Citroen DS3 des Teams ausgeschieden war, im Zwischenklassement aufschien. Nicht aus- Reifen funktionierten am E30-BMW deut-
brachte es auf den Punkt: „Wenn man in ei- zudenken, wäre er vor der Rampe knapp an lich besser. Sonst hielten sie sich mit Platz 8 Das brandaktuelle Rally &
ner Schikane etwas umschmeisst, keine Frage der Spitze gelegen, man hätte vielleicht den ihrer Klasse im Championat im Rennen, ob- more ab 7. Oktober im Zeit-
was die Strafe betrifft. Aber Michael ist in SP 8 falschen Sieger gefeuert... Dani Fischer hatte wohl der Start nicht optimal verlaufen war: schriftenhandel mit einem
(Anmerkung: ein Rundkurs) mit 170 km/h vor auch zwei Schikanenstrafen, was aber an sei- Man wurde in SP 1 wegen eines Notarztein- ausführlichem Bericht zur
einer Schikane auf die Bremse gesprungen, die nem 3. Platz gesamt („Ich hätte nicht gedacht, satzes (kein direkter Zusammenhang mit der Niederbayerm & noch viel
Dani Fischer unmittelbar vor ihm beschädigt dass ich das noch einmal hier erreichen könn- Rallye) wie der Waldviertler Christian Maier „more“...
hatte. Die Streckenposten waren noch mit te“) nichts änderte. Das half ihm in der ARC aufgehalten und erhielt eine Zeit zugeteilt.
dem Wiederaufbau beschäftigt und standen zurück auf Platz 3. Michael Kogler führt nun Günther Königseder/Lukas Holzer hatten www.rally-more.at
mit den Rücken zu ihm mitten auf der Straße. vor dem Finale klar, allerdings nicht unein- zwar am Freitag in SP 2 eine abgerissene
Er konnte nur mehr versuchen, sie nicht ab- holbar. Ganz still und leise hat sich nämlich Halbachse, sicherten sich aber als zweitbeste von geil.“ Platz 26 mit einem Auto, das -
zuschießen und irgendwie durch die Schikane das tschechische ARC-Urgestein Petr Pospišil Historische (hinter dem Audi Ur-Quattro des seit er es vor Jahren erworben hat - noch
durchzukommen. Und dann bekommt er eine (wie Kogler in einem Citroen DS3) auf Platz Oberbayern Toni Werner) schon vorzeitig den immer mit dem Original-Turbo läuft.
Strafe (Anmerkung: 30 Sekunden), weil er an- 2 verbessert und könnte ihm den Titel noch ARC-Historic-Titel. Der Mühlviertler Markus Der gesundheitlich angeschlagene Stefan
geblich die Bodenmarkierung für die Schika- abspenstig machen, wenn Kogler in Dobers- Oßberger (Audi Coupé Quattro) hatte schon Reininger (im Herbst ist eine Augenopera-
ne berührt haben soll. Wie soll man aus dem berg einen Nuller haben sollte. Sollte dies so in SP 2 einen Patschen mit einer Minute Zeit- tion fixiert) kämpfte sich im Honda Integ-
Auto die Bodenmarkierung sehen? Die dreifa- sein, hätten sogar Fischer und auch Markus verlust. Albert Bellschan
che Lenkbewegung hat er wie vorgeschrieben Stockinger (trotz einer Schikanenstrafe auf von Mildenburg feuerte
gemacht. Aber dieses Argument wurde nicht dem nie und nimmer für einen Mazda er- seinen Porsche zwischen
einmal ignoriert. Das hat uns einen Platz warteten 10. Platz) noch kleine Titelchancen. Ziel und Stop der viertletz-
gekostet. Und ich finde das nicht korrekt.“ ten SP so von der Strecke,
Die Kontroverse um die Kogler-Zeitstrafe dass er aus eigener Kraft
Nicht besonders gut für die Übersicht war hievte den Mostviertler Riccardo Holzer nicht mehr zurück auf die
auch, dass es teilweise Stunden dauerte, bis im Evo 6,5 nach einer völlig problemlosen Straße kam und aufgab,
Schikanenstrafen auch im Zwischenklasse- Rallye auf Platz 4 als (mit Co Mario Palm- weil dank Feuerwehr-Seil
ment aufschienen. Wobei von der Auswer- steiner) bestes rein-österreichisches Team. die Disqualifikation unver-
tung allerdings auch ständige Übermittlungs- Eine sensationelle Leistung zeigte Michael meidbar war. Oßbergers
probleme geltend gemacht wurden. Ursache Denk, den offenbar Startnummer 6 („Wie Landsmann Gerhard Frag-
unbekannt. So schien es im Ziel auch, als ob komme ich zu der Ehre?“) enorm beflügelt ner hatte zwar in der letzten SP noch ein ganz ra brav durch und arbeitet sich in der ARC
die Frage von Sieg und Niederlage um ledig- hatte. Trotz eines Differentialschadens am massives Aha-Erlebnis, hielt seinen Mazda langsam nach oben. Alois Winklehner kano-
lich vier Zehntel beantwortet worden war. Start der SP 8 (zum Glück gab’s danach Ser- aber auf der Straße und ist nun klarer Favorit nierte seinen Peugeot 206 schon in SP 1 an
Maxi Koch, der 22jährige Oberpfälzer aus vice) schaffte er mit Platz 9 die mit Abstand auf den Vize-Titel. Drittbester Historischer einer T-Kreuzung in die Böschung und re-
Regensburg, war jedenfalls über die vermeint- beste Platzierung seiner Karriere und brach- war Max Lampelmaier, dessen Co Ralf Roll- parierte dann die ganze Nacht um das Auto
lich knappe Niederlage am Boden zerstört te sich damit noch ins Spiel um den Vize in mann deren Probleme auf den Punkte brachte: für Samstag wieder fahrfertig zu machen.
und musste vom Schwaben mit österreichi- der ART. Dort liegen Markus Kroneder, M1- „Wir hatten zwar endlich einmal neue Reifen, Drama um Max und Tanja Pötscher, die ih-
scher Seele und Akzent Ruben Zeltner, der Mitsubishi Colt-Pilot Philip Hahn („ein Rad- aber seit unserem ÖM-Titel sind der Escort ren Renault Clio in der letzten SP gründlich
seinen 6. Sieg bei der Niederbayern-Rallye lager macht Geräusche, unser erster Defekt BDA und wir beide 20 Jahre älter geworden.“ zerstörten und neben einem Porsche 911
einfuhr, getröstet werden. „Schneller wäre seit wir mir dem Auto fahren“) und Denk Christian Gunzinam fand für seinen Porsche zur Ruhe kamen, dem im ersten Umlauf
es nicht gegangen“, meinte Koch. „Das war nur vier Punkte auseinander und Kroneder 944 Turbo zwar ideale Jagdgründe vor, wurde dasselbe widerfahren war. Herbert Winkler
mit dem Škoda S2000 das absolute Limit.“ hat seine Saison nach Weiz abgebrochen. aber in der schwülen Hitze von Dampfblasen musste seinen M1-Porsche 968 in SP 5 mit
genervt. Auf 10 der 12 SP starb das Auto min- abgerissener Halbachse abstellen, Christian
Zeltner, inzwischen auch schon 58 Jahre alt: Pech hatte Reini Sampl, dem in der drittletzten destens einmal ab. Zudem gleich am Samstag Pirz (M1-Citroen DS3) hatte eine SP davor
„Das war der erste Einsatz mit dem neuen SP elektronisch verursacht der Turbo am Audi Morgen zwischen ZK und Start der Auftakt- Kupplungsdefekt. Am 265 PS starken Volvo
Porsche. Wir wollten unbedingt hier fahren, TT ausfiel, was zwei Minuten und drei Plätze SP, wodurch er drei Minuten zu spät startete 740 von Thomas Steinmayer riss schon in
weil ich diese Rallye so mag. Am Donnerstag kostete. Die 8. Position wäre möglich gewesen, und dies auch als Strafe erhielt. Dazu kam ein SP 2 eine Halbachse ab, Bernd Birngrubers
bin ich die ersten zwei Kilometer gefahren, so gab’s Platz 11. Bernhard Stitz musste sich Rechenfehler, weil seine Copilotin vor der fol- Subaru Impreza war schon nach einer SP am
um herauszufinden, ob das Auto überhaupt den Evo VI seines Betreuers Roman Mühl- genden ZK nicht von der tatsächlich Startzeit Motortod verschieden, ebenso der Honda Ci-
läuft. Das erste Rollout war SP 1. So knapp berger ausleihen, weil der Motor des eigenen ausging und prompt drei Minuten zu früh vic von Martin Attwenger gleich zum Auftakt.
hätte es nicht werden müssen, aber in SP 1 Autos nach dem Weiz-Defekt noch nicht stempelte. Ohne die sechs Minuten Strafe Jürgen Geist – Niederbayern-Sieger 2014 –
hatten wir ein Problem mit der Zündspule wieder fit war. Trotz Benzindruck- und Ser- hätte man locker in die Top-20 fahren können. hatte sich von Gaßner Motorsport einen To-
und sind drei Kilometer nur dahin gerollt. voproblemen gab’s noch Platz 6 in der Klasse. Evo III-Pilot Matthias Lechner fuhr sei- yota GT86 gemietet, feuerte das heckgetrie-
Das hat sicher 15 Sekunden gekostet.“ Nach Christian Reschenhofer feierte nach einein- ne beste Rallye seit seinem Comeback be R3-Coupé aber schon in SP 1 in ein Feld.
den zwei Rundkursen am Freitag Abend lagen halb Jahren Pause (und kompletter operati- im Vorjahr: „Die langen SP sind so was
Text/Foto: Werner Schneider